Am 26. Juli 1649 legten Leendert Jansz und Nicolas Proot, zwei Überlebende der am Bloubergstrand gestrandeten Haarlem – einem der prächtigsten Schiffe der Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC) – den Heren XVII, den führenden Kaufleuten der Gesellschaft, ein Dokument vor. Darin empfahlen sie die Besiedlung der Südspitze Afrikas.
Fünf Monate hatten die Schiffbrüchigen unterhalb des Tafelbergs verbracht, Seite an Seite mit den friedlichen, vom Viehhandel lebenden Einheimischen. Sie erlebten den fruchtbaren Boden als Segen und sahen in der Region großes Potenzial.
Die Heren XVII, Kaufleute aus Amsterdam, Seeland, Rotterdam, Delft, Enkhuizen und Hoorn, diskutierten den Vorschlag und stimmten ihm aus zwei Gründen zu. Erstens war das Kap strategisch ideal gelegen – etwa zwei Drittel des Seewegs nach Batavia (heutiges Jakarta) waren bereits geschafft, und die Seefahrer konnten sich mit frischem Obst, Gemüse und Wasser versorgen. Zweitens galt es, zu verhindern, dass konkurrierende Mächte wie England oder Frankreich das Kap besiedelten und VOC-Schiffe mit wertvollen Waren überfielen. Profit galt in den Augen der streng calvinistischen Kaufleute als höchste Ehre Gottes – und diese galt es zu verteidigen.
Nach vier Jahren der Planung und Diskussion stachen schließlich drei Schiffe in See: die stattliche Dromedaris, ein Ostindienfahrer mit 18 Kanonen, die kleinere Reiger mit unbekannter Bewaffnung und die Yacht Goede Hoop. Am Weihnachtsabend 1651 verließen sie mit 150 Männern sowie dem frisch ernannten Kapkommandanten Jan van Riebeeck und seiner Familie die Niederlande.
Nach einer kurzen und weitgehend verlustfreien Reise erreichte die Flotte Anfang April 1652 das Kap – ausgerechnet nach dem Ende des Kapsommers, inmitten der jährlichen Dürreperiode. Der Boden war hart wie Stein, Gräben mussten mit Spitzhacken geschlagen werden. Doch die Männer begannen entschlossen mit dem Bau eines Forts. Jede Seite maß 252 Rheinische Fuß in der Länge und zehn Fuß in der Höhe.
Dann setzte die Regenzeit ein. Sie spülte Löcher in die Mauern und vernichtete die frisch angelegten Gärten. Obst, Gemüse und Fleisch wurden knapp, denn die Viehhandel treibenden Stämme mieden das Gebiet in der Regenzeit. Zurück blieben die Goringhaiconas, die von den Niederländern als minderwertig betrachtet wurden, da sie Klippmuscheln aßen und nicht am Viehhandel teilnahmen.
Als im Mai 1652 mit der Walvisch und der Olifant zwei weitere VOC-Schiffe am Kap eintrafen, nahmen van Riebeck und die fünf Schiffskapitäne dies zum Anlass, die vier Seiten des noch unfertigen Forts nach den Schiffen zu benennen. Jedes Kind braucht einen Namen so auch Land und Gebäude. Die Nordseite erhielt den Namen Reiger, die Ostseite Walvisch, die Südseite Dromedaris und die Westseite Olifant. Das gesamte Fort wurde nach der kleinenYacht Goede Hoop benannt – ein Symbol für Hoffnung auf bessere Zeiten für die Siedler am Kap.
