Am 27. Januar 1662 stach die Hoff van Zealand von Wielingen aus in See, um Kurs auf das Kap der Guten Hoffnung zu nehmen. Wielingen ist kein Ort, sondern der Name für eine Wasserströmung, die in der Westerschelde liegt, dem südlichsten niederländischen Meeresarm in der Provinz Zealand, quasi die „Wassergrenze“ zwischen den Niederlanden und Belgien.
In meinem Roman reist Catharina von Hamburg aus in die große, weite Welt – eine Abweichung von der historischen Realität. Auch die Figur Dethlef ist frei erfunden, obwohl Catharina auf ihrer Reise sicherlich einen Gefährten hatte. Sekundärquellen berichten, dass sie als 22-jährige Witwe am Kap ankam und ihr Mann möglicherweise auf der Überfahrt verstorben war. Andere Überlieferungen erzählen, sie habe sich als Mann verkleidet und sei als blinde Passagierin mitgereist. Doch Originalquellen, die dies belegen könnten, waren nicht auffindbar. Gesichert ist lediglich, dass auf der Passagierliste der Hoff keine Frauen verzeichnet sind – dennoch wurde Catharina Ustings nach ihrer Ankunft offiziell registriert.
Die Hoff van Zealand kehrte nach dem ersten Auslaufen zunächst um, weil die Mannschaft gegen ihren Kapitän Drelingcourt meuterte. Er hatte bereits kurz nach der Abfahrt die Rationen gekürzt und drakonische Strafen verhängt. Die Heren XVII, die obersten Kaufleute der Vereinigten Ostindischen Kompanie (VOC), setzten daraufhin Drelingcourt ab und ersetzten ihn durch den Ersten Offizier Joost van Stappen.
Die Überfahrt muss eine Tortur gewesen sein. Die Hoff geriet in mehrere Stürme, und Skorbut raffte einen Teil der Besatzung dahin. Wie viele der knapp 400 Männer die Reise nicht überlebten, ist nicht überliefert. Doch als das Schiff am 25. Juli 1662 am Kap der Guten Hoffnung eintraf, lagen zwanzig Tote noch an Deck. Fünfzig schwer Erkrankte wurden ins Zuikenhuis gebracht, darunter der junior merchant Paulus du Maulier, der im November 1662 am Kap verstarb.
Da Olaf Koosten eine rein fiktive Figur ist, ist auch die Geschichte, dass er Catharina an Bord entdeckt, Paulus du Maulier sie gerettet oder ihr gar eine Arbeit in Batavia angeboten hat, reine Erfindung.
Der kleine Simon ist eine erfundene Figur. Doch was ihm zugestoßen ist, war leider bittere Realität. Und noch Schlimmeres geschah. Auf Sodomie stand die Todesstrafe – für Täter und Opfer gleichermaßen. Auch für diejenigen, die keine Wahl hatten. Deshalb wurde oft geschwiegen.



Fotos: Copyright Ines Keerl