Die Löwin am Tafelberg – Catharina Ustings kühner Weg in die Freiheit
Nominiert für den
HOMER Literaturpreis 2024
Wie Catharina zu mir kam oder ich zu ihr und die Entstehung des Buches
Fünf Sätze über Catharina Ustings in einem Reiseführer über Kapstadt. Mehr brauchte es nicht, um mich zu faszinieren. Schon immer wollte ich neben Drehbüchern einen Roman schreiben. Doch worüber?
Und dann standen da die neun kurzen Zeilen über eine Frau aus dem 17. Jahrhundert, die in meinem Kopf Bilder entstehen ließen. Ich sah eine Elizabeth Taylor vor mir, eine Hollywoodstory.
Das war in 2007.
Wie stets kam das Leben dazwischen und Catharina spukte zwar in meinem Kopf herum, aber andere Menschen, Umstände und Drehbücher hatten Priorität.
2012 flog eine Freundin nach Kapstadt. Ich erzählte ihr von Catharina, dem Land, das sie 1682 geschenkt bekommen hatte und heute eines der bekanntesten Weingüter Kapstadts ist, ihrem Ehemann, überhaupt von dem, was ich wusste.
Die Freundin besuchte „Steenberg“ tatsächlich und kam mit Fotos zurück.
Ich spürte nach wie vor den Wunsch, über Catharina zu schreiben. Und es sollte keine Ausreden mehr geben. Und ich wollte auch keine mehr haben. Also, ran an die Arbeit und das Vergnügen. Catharinas Geschichte sollte mein erster Roman werden.
Gut, dass ich damals nicht ahnte, wie überaus zeitaufwändig und rechercheintensiv die Arbeit werden würde.
Ob mich das abgehalten hätte?
Die Arbeit war ja auch ungemein interessant, führte mich an Orte, an die ich nicht gegangen wäre, ich begegnete Menschen und ich tauchte in eine Vergangenheit ein, die ich nie kennengelernt hätte. Endloses Zusammenstellen von Daten, Überprüfen von Quellen. Wann nur endlich stößt man auf eine Primärquelle, nicht nur auf Abschreiben?
Lesen von Reiseberichten, Tagebüchern, Chroniken.
Einzelne Puzzleteile der gefühlten 40.000 Teile für das Gesamtwerk, aber noch keine Geschichte.
Bis ich endlich verstand, dass nicht nur Catharina eine Geschichte zu erzählen hatte.
In den ersten Jahren der Besiedelung der „Hölle am Ende der Welt“ durch die Niederländer tauchen viele interessante Charaktere auf, spannende Menschen, Anekdoten.
Ich fuhr erneut nach Kapstadt, dieses Mal ganz bewusst auf Spurensuche, besuchte die versteckten und untergegangenen Orte, wie den Fluss Liesbeek, Keert de Koe, Roondebusch und besichtigte die noch heute existierenden Orte wie die Sklavenlodge, das Fort, den Botanischen Garten mit Resten der Bittermandelhecke, Groote Constantia, Steenberg, darüber hinaus Archive, Bibliotheken, und es fügten sich die Teile nach und nach zu einem Ganzen zusammen. Verknüpfungen wurden zwischen den Menschen sichtbar. Es wurde klar, wer wen kannte, wer mit wem konnte, wer nicht mit wem, warum manches geschehen war. Und es entstand ein Kolorit, eine Gesellschaft, eine Geschichte.
Und immer wieder die Erkenntnis, dass das Leben nur so über Catharina und ihre Mitstreiter hinweggefegt ist.
Es wurde immer dringlicher, das Buch zu schreiben. Doch ein Roman ist so ganz anders als ein Drehbuch. Klar, es gibt einen Plot, Handlungsfaden, Dialoge. Aber die Herangehensweise ist eine andere.
Ich fand Unterstützung bei Lea Korte und ihrer Romanschule.
Und ich schrieb und schrieb, überarbeitete und überarbeitete. Dann endlich war Catharina fertig.
Der erste Band.
Denn im Laufe des Schreibens wurde mir klar, es wird mehr als einen geben. Ganz anders als beim Highlander.
Ich schickte das Buch an zwei Agenturen und es geschah etwas Wunderbares. Beide wollten mich unter Vertrag nehmen. Der Vertrag war schnell geschlossen, doch dann machte Corona der AVA International und mir einen Strich durch die Rechnung.
Das war nicht nur zum Mäusemelken, das war echt zum Verzweifeln.
Die Verlage, die Interesse hatten, mussten anderweitig disponieren. Ich auch.
Ich schrieb Band 2 (und es wurde mir klar, es wird insgesamt drei Bände geben, wenn ich es bestimmen kann), schrieb weiter Drehbücher und wurde Coach bei Lea Korte.
Endlich war diese Pandemie vorbei und wieder Zeit für Debutromane. Und emons: wagt es. Vielen Dank an dieser Stelle!
Jetzt geht im März Catharinas Reise in der Öffentlichkeit los. Und nicht nur ihre. Auch die Krotoas, der Urmutter Südafrikas, Amishas (= Groote Catharina), der bengalischen Sklavin und Mörderin, die Reise von Hans, Catharinas großer Liebe, die von Hendrik Thielemann, Mayken, Kommandant Waegenaar, Hermann Remayenne, und die vieler mehr. Sie alle haben mal gelebt. Natürlich weiß ich nicht, ob sie wirklich so waren, wie ich sie beschreibe. Ich habe nicht die Kerze gehalten. Aber die geschichtlichen Quellen können es vermuten lassen.